Jutta Galizia - Orangenschale begegnet Rüschenkeramik
Ich habe mich für zwei Materialien interessiert. Zum einen für die Keramik, welche ich durch ein Verfahren verfremde. Ich mache einen breiartigen Schlicker und presse ihn durch einen Spritzsack mit verschiedenen Aufsätzen. Ich nenne das Ganze „Rüschenkeramik“. Zum Anderen die Orangenschale, die mir eines Nachts durch den Kopf geisterte. Ich habe mir zu Beginn die folgende Forschungsfrage gestellt: Wie kann ich die beiden Materialien einander annähern? Wie kann ich eine Beziehung zwischen ihnen schaffen?
Ich habe mich zuerst bei der Rüschenkeramik darauf konzentriert, möglichst die Technik auszureizen und zu möglichst verschiedenen Ergebnissen zu kommen. Obwohl das Format immer das Gleiche war: A6. Dann habe ich versucht eine erste Annäherung zur Orange mit der Glasur zu machen. Indem ich die Farbe orange verwende. Eine weitere Methode war, die Orangenschale und die Rüschenkeramik in einem Mosaik zu vereinen. Die Schwierigkeit war, dass mir das ganze Projekt ab und zu eher sinnlos und komisch vorkam und ich oft daran zweifelte. Ich habe zwar grosse Freude an den Postkarten. Aber was spielt die Orange hier drin für eine Rolle? Ich glaube, dass ich durch die Orange schon zu anderen Ergebnissen gekommen bin als wenn ich ohne sie gearbeitet hätte. Ich habe auch versucht mit der Orange dasselbe zu machen wie mit dem Ton, nämlich sie durch den püriert Spritzsack zu jagen und so etwas ähnliches zu erhalten wie die Rüschenkeramik. Das hat beim dritten Versuch auch geklappt. Ein Richtungswechsel war vielleicht, dass ich nach einem Mentoratogespräch entschied mit der Rüschenkeramik ins Dreidimensionale zu gehen, statt immer nur flach zu bleiben. Zum einen habe ich die vorhandenen Rüschenpostkarten aufgestellt und in den Raum gebracht, so entstand eine Art Architekturmodell, das mich irgendwie anzog, sowie abstiess. Andererseits habe ich beim Machen versucht, Berge zu machen und diese zu verbinden, sowie über einen Papierknäuel gearbeitet, der dann beim Brand ausgebrannt ist. So bin ich zu mehr oder weniger dreidimensionalen Objekten gekommen. Nun bin ich am Ende und ich bin immer noch grosser Fan dieser keramischen Technik. Ich habe sie vertieft und bin zu ganz neuen Ergebnissen gekommen durch die Inspiration der Orangenschale. Und ich werde Orangen von nun an mit ganz anderen Augen anschauen und konsumieren. Ich stufe meine Erfahrungen als wertvoll ein und bin froh, sie gemacht zu haben.