Martina Schädler - HARMONIE
K++V, +Colabor, Performatives Material
Martina Schädler – «HARMONIE»
In meiner kreativen Praxis beschäftige ich mich mit Körper, menschlichen und konstruierten. Mich interessieren Bewegungen und secondhand Textilien. Wie sich gegen die Funktion oder mit der Funktion eines Materials arbeiten lässt und wie Überlagerungen, Löcher und Durchblicke entstehen. Wie sich schlussendlich etwas Organisches bildet und eine Harmonie im Ganzen entsteht.
Vor diesem Modul habe ich mich bereits mit dieser Thematik beschäftigt und sie in einem Projekt mit weissen Stoffresten und in einem Projekt mit weissem Garn ausgetestet und viele neue Techniken und Erkenntnisse gewonnen.
Dies war die Ausgangslage für mein Projekt im +Colabor Modul. Ich wollte mich mit einem neuen Material auseinandersetzen, aber mit der gleichen Thematik. Als Ausgangsmaterial diente weisser Filz und meine Fragenstellung lautete:
Wie kann ich gegen die ursprünglich gedachte Funktion des Materials arbeiten?
Weitere Fragen:
Wie entstehen in einem Material, das eigentlich als ganze nicht durchstiege Fläche gedacht ist, Löcher?
Was ist die Rolle des menschlichen Körpers im Prozess des Machens, aber auch bei den entstandenen Samples?
Ist es möglich, dass etwas «altertümliche» Filzmaterial in einen futuristischen Kontext/Form zu bringen?
Wo entstehen Gegensätze und wie ergibt sich eine Harmonie in dem Ganzen?
Mir ging es für dieses Modul darum verschiedene Techniken herauszufinden und Samples zu entwickeln, die mich ansprechen. Es ging mir nicht darum ein Endprodukt zu erhalten, sondern eine Sammlung an Samples zu machen, die ich in einem kommenden Projekt dann gezielt und in gross anwenden und mit den Erkenntnissen der vorherigen Projekte kombinieren kann. (Kleider, Körper, Performance)
Ich habe begonnen mit Nassfilzen und versuchte löchrige Flächen zu generieren. Mit dem Filz habe ich löchrige Flächen gelegt, Löcher gerissen und gerade Löcher geschnitten. Da es mir nicht gelang gerade Löcher durch Schneiden zu machen, begann ich zu Trockenfilzen. Dadurch gelang es mir klare Kanten zu generieren und gerade Streifen zu machen, was insgesamt dem altertümlichen Material etwas Futuristisches gab. Diese Streifen konnte ich beliebig zusammensetzen, so dass durch die unterschiedliche Länge der Streifen manche Streifen hinausstehen. Diese versuchte ich teils zu verstärken durch Knochenleim, was mich jedoch durch den Geruch absolut nicht faszinierte.
Per Zufall gelang mir eine weitere Struktur durch punktuelles verfilzen eines Filzstrangs, was Braids-artige Zöpfe entstehen liess.
Schliesslich habe ich die Samples mit dem Körper interagieren lassen und versucht eine Vorstellung zu kreieren, wie ganze Outfits mit diesen Techniken aussehen könnten und teils auch wie sie sich mit den Bewegungen verhalten.
Ein Punkt, der mich auch interessiert ist, die Sinnlichkeit und Harmonie im Ganzen zu finden und trotzdem eine gewisse Provokanz zu integrieren. Was ist, wenn der Körper unter den Samples nackt ist. Welche Körperbereiche werden bewusst verdeckt und wo darf man durchsehen?