Performatives Material

Lisa Blaser - Relikte

Titel
Lisa Blaser - Relikte
Beschreibung

Zu Beginn meiner Arbeit habe ich mich mit der folgenden Frage auseinandergesetzt: Wie kann eine bereits vergangene Bewegung, eine Aktion sichtbar gemacht und festgehalten werden? Ich bin inspiriert von den Wachsarbeiten des Künstlers Anish Kapoor. Die Wachsmasse wird durch einen Widerstand geformt und hinterlässt so Spuren einer Aktion. Der Künstler Urs Fischer greift dieses Thema ebenfalls in mehreren seiner Arbeiten auf. Es geht um die Konservierung von Spuren, das Sichtbarmachen und Festhalten eines vergangenen Prozesses.

In meinem Projekt arbeite ich mit recyceltem Wachs, den ich aus verschiedenen Orten wie Second Hand Läden oder aus Haushalten zusammensuche. Darunter befinden sich verschiedene Wachssorten wie Bienenwachs, Kerzenwachs aus Paraffin und Knetwachs aus der Floristik.
Diese verschiedenen Sorten bringen unterschiedliche Eigenschaften mit sich, welche ich untersuche. Parallel dazu drehe ich den Knetwachs auf der Drehscheibe und entdecke eine Art Spurenbildung. Das weiche Wachs verschiebt sich in feinen Schichten und erzeugt eine filigrane Oberfläche. Mit dem Bienen- und Kerzenwachs möchte ich nun eine ähnliche Knetwachs Konsistenz herstellen. Dazu mische ich das Wachs mit Vaseline und Maisstärke in verschiedenen Variationen. Heraus kommen noch mehr Wachssorten mit unterschiedlichen Eigenschaften. Diese bearbeite ich einzeln weiter und suche durch verschiedene Bewegungsabläufe und Produktionsprozesse nach Qualitäten. So entsteht ein Fundus an Potentialen. Ich entschliesse mich dazu, mich auf das Umwickeln, Umgarnen, Ummanteln zu konzentrieren, welches unter anderem in der Produktion von katholischen Wachsstöcken zu Einsatz kommt. Ich ziehe Baumwollfäden durch ein Wachs Bad. Die Fäden kleben, bis sie auskühlen und sich von der Form ablösen lassen. Bei mehreren Wachsschichten entstehen irgendwann Knicke und Risse, welche den Faden freilegen. Die Bruchstücke zeugen von der wiederholten Bewegung des Eintauchens.

Ich habe mir, durch meine Sammlung an Qualitäten, eine Grundlage geschaffen, auf der ich weiter aufbauen und auf die ich immer wieder zugrückgreifen kann. Eine bleibende Erkenntnis ist, dass das Ziel nicht immer ein fertiges Produkt sein muss, sondern eben auch eine Sammlung an Potentialen Formen, Oberflächen oder Konzepte sein kann.